Bezugsrahmen:
Wie uns unsere Unterschiede einander näherbringen können

Was um uns herum geschieht betrachten wir durch unseren individuellen Filter der Realität, in der Transaktionsanalyse (TA) ganz einfach: den Bezugsrahmen. Diesen zu erweitern und uns auf diejenigen der anderen einzulassen ist eine Bereicherung.

Der Bezugsrahmen ist ein spannendes TA-Konzept, welches von Jacqui Lee Schiff und ihren Mitarbeitenden in die TA-Welt eingeführt wurde. Genauso wie wir Menschen ist auch unser Bezugsrahmen individuell und einzigartig. Wo die Bezugsrahmen von zwei Menschen sich unterscheiden, besteht Potential für Missverständnisse und Konflikte. Für Personen, die sich nahestehen, lohnt sich ein Austausch darüber besonders. Lesen Sei dazu auch die Theorie «Mein Bezugsrahmen – die Realität, in der ich lebe».

Um diese Individualität unserer Bezugsrahmen zu verdeutlichen, beschreiben Ian Stewart und Vann Joines in ihrem Buch «Die Transaktionsanalyse – Eine Einführung» eine Situation, in der zwei Personen durch zwei verschiedene Fenster in den gleichen Raum schauen, in dem sich Menschen aufhalten. Die beiden Beobachter schildern ihre Wahrnehmungen, welche für den Leser nicht unterschiedlicher sein könnten. Man fragt sich, ob die beiden tatsächlich die gleiche Szene beobachtet haben. Beide Aussagen haben ihre Richtigkeit, sind weder falsch noch richtig – sie sind einfach verschieden.

Übung zum Bezugsrahmen

Was beeinflusst also unseren Fokus? Weshalb sticht mir das eine ins Auge und das andere entgeht meinem Blick? Was berührt mich, und lässt andere kalt? Welche Erfahrung, welche Regel, welche Haltung bringt mich dazu, diese Situation so einzuschätzen und dementsprechend zu beurteilen – und schlussendlich auch dazu, mein Handeln entsprechend auszurichten?

Sind Sie neugierig, welche – oft unbewussten – Aspekte Ihre Interpretation und ihr Handeln beeinflussen? Vielleicht reizt Sie dann die folgende Übung:

Setzen Sie sich zusammen mit einer vertrauten Person in ein Kaffee und beobachten Sie gemeinsam für ein paar Minuten das Geschehen an einem der Tische, oder draussen auf der Strasse. Danach schildern Sie sich gegenseitig Ihre Beobachtungen und die damit verbundenen Interpretationen des Gesehenen. Worin unterscheiden sich Ihre Erzählungen? Auf welches Wissen, auf welche Erfahrung stützen Sie Ihre Interpretationen? Was lernen Sie dabei Neues über sich oder über Ihr vis-à-vis?

Lassen Sie sich überraschen, wie sehr Sie Ihre Differenzen einander näherbringen können – erweitern Sie ihren Bezugsrahmen.

Verfasst von Stefan Kubli, Kursleiter TA Schweiz